Haverbeck für Christengemeinschaft nicht repräsentativ

Die Christengemeinschaft ist politisch neutral. Gelegentlich wird ihr vorgeworfen, dass sie den ehemaligen hohen Nazi-Funktionär Werner Georg Haverbeck (28.10.1909 – 18.10.1999) „in allen Ehren“ wieder in ihren Kreis aufgenommen habe. Das stimmt nicht. Haverbeck ist am 7.8.1950 als Pfarrer ordiniert worden. Wie viel er von seiner Nazi-Vergangenheit vorher der Leitung der Christengemeinschaft offengelegt hat, lässt sich nicht mehr ermitteln; sein Lebenslauf für die Augen der Pfarrerschaft enthält davon nichts. Knapp zehn Jahre seines achtzigjährigen Lebens stand er im Gemeindedienst.

Im Januar 1960 wurde Haverbeck aus dem Amte entfernt, weil er mit Jugendlichen so politisierte, wie es sich mit der politischen Neutralität seines Amtes nicht vertrug. Nach dem Selbstverständnis der Christengemeinschaft kann die Priesterweihe nicht entzogen werden, wohl aber das Amt.

Im Juni 1980, als der siebzigjährige Haverbeck nicht mehr für das Amt in Frage kam, wurde mit ihm eine Vereinbarung getroffen, dass er zu internen Treffen der Pfarrerschaft wieder zugelassen werde. Hierbei wurde von beiden Seiten anerkannt, dass Haverbeck keine Gemeindetätigkeit aufnehmen dürfe und dass seine Initiativen (z. B. das „Collegium Humanum“ in Vlotho) nichts mit der Christengemeinschaft zu tun haben. Damals war der Christengemeinschaft noch nicht bekannt, wie extrem die politische Ausrichtung des „Collegium Humanum“ sich entwickeln würde, sonst wäre vielleicht selbst diese distanzierende Vereinbarung nicht zustande gekommen.

Für die Christengemeinschaft war es ein Schock, dass Haverbeck 1989 das Buch „Rudolf Steiner – Anwalt für Deutschland“ veröffentlichte. Dies wurde (wie auch sonst durchweg in der anthroposophischen Presse) in der Christengemeinschaft völlig abgelehnt (vgl. die Rezension „Ein Buch zuviel“ in „Die Christengemeinschaft“ 1989, Seite 486).

Die Formulierung „in allen Ehren wieder aufgenommen“ führt also in die Irre: Es konnte Haverbeck die Priesterweihe nicht entzogen werden, wohl aber jede Tätigkeit für die Christengemeinschaft.

Hannover, 3.6.2008
Frank Hörtreiter, Öffentlichkeitsbeauftragter der Christengemeinschaft